Wanduhr anno 1764

Wieder konnten wir einen Kunden glücklich machen, doch als Uhrmachermeister ist man wehmütig so einen besonderen Schatz nach vielen Stunden Arbeit und Pflege wieder aus der Hand zu geben.
Diese mehr als 250 Jahre alte Uhr ist ein hervorragendes Zeugnis früher Uhrmacherkunst und hat einige Zusatzfunktionen, welche selten zu finden sind. Natürlich besitzt sie ein Schlagwerk, welche die Stunde auf eine robuste gusseiserne Glocke nicht gerade zimperlich schlägt. Nur die Stadtturm Uhr schlägt noch lauter 😉
Schon im Jahre 1764 zeigte sie das Datum an. Über 90.000 Tage sind seitdem vergangen! Damals war die Datumsanzeige eine sehr seltene Zusatzfunktion einer Uhr.
Besonders schön und selten ist die Mondphasenanzeige welche dreidimensional – und damit optisch korrekt – durch eine massive Holzkugel dargestellt wird. Dieser Holz-Mond ist zur Hälfte aus dunklem Holz und die andere Hälfte aus hellem Holz gefertigt. Leider ist das Holz im Laufe der Jahrhunderte nachgedunkelt, so dass der optische Eindruck nicht mehr so toll ist, wie ihn die stolzen Besitzer im Jahre 1764 erlebten. Jeden Tag zwei mal, dreht sich der kleine Holzmond 6,1 Grad weiter, so dass die Mondphase exakt wie am Firmament zu sehen ist. (Die „modernen“ eindimensionalen Anzeigen mit flacher Scheibe können dies nämlich nicht).
Das Uhrwerk besitzt auch noch ein Weckerwerk, eine Alarmfunktion würde man heute sagen. Die kleine Scheibe unter dem Stundenzeiger ist die Weckerscheibe, das hintere Ende des Stundenzeigers der Weckerzeiger. Auf dem Video kann man erleben, wie dieser Mechanismus eingestellt wird und funktioniert.

Bei dieser Restauration war einiges uhrmacherisches Können und Recherche erforderlich. Die Jahrhunderte haben ihren Tribut gezollt, ebenso wie mancher Reparaturversuch, der offensichtlich nicht von einem Meister durchgeführt wurde. Immer wieder galt es abzuwägen zwischen konservatorischem Erhalt des ursprünglichen Zustandes und technisch notwendigem Ersatz, damit ein einwandfreies Funktionieren gewährleistet wurde.
Der Zahnkranz des Stundenrades musste neu angefertigt werden, da hier viele Zähne ausgebrochen oder defekt waren. Vom Mechanismus der Datumsschaltung gingen Hebel komplett ab. Da kein historisches Vorbild gefunden wurde, war Kreativität gefragt, wie es sich der Konstrukteur Jahrhunderte zuvor gedacht haben mag. Bei einem Rad musste ein Zapfen neu eingebohrt werden. Er hatte sich im Laufe der Zeit verabschiedet. Ein Pfuscher hat einfach den „Stumpf“ in einer Art Büchse gelagert.

Aber jetzt ist alles wieder gut. Es ist schon ein erhabenes Gefühl, so ein altes Stück wieder zum Leben erweckt zu haben.

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